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...den das Leben schreibt die schönsten Geschichten

Ein besonderer Nachruf
Ich gehöre zu jenen Menschen die Schnittblumen nicht mögen.

Es gab schon öfter ratlose Gesichter um mich herum besonders zu den Kalenderfeiertagen. Muttertage zum Beispiel waren für meine Kinder immer irgendwie problematisch.
Für meinen Mann war und ist es der Jahrestag, Hochzeitstag, Valentinstag und was man sonst so feiert.
Ich liebe Blumen über alles aber eben im Urzustand.

So nur konnte es wohl passieren, dass ich SIE zwar ins Wasser stellte aber weiter nicht groß beachtet habe~~dachte ich jedenfalls!

Es ist morgen auf den Tag genau 14 Tage her, dass ich sie geschenkt bekam, die gelbe Rose welche nun verwelkt.
Der Verkäufer unserer Obdachlosenzeitung hat sie mir ganz überraschend in die Hand gedrückt~~ nicht ohne mich in den Arm zu nehmen~~~ein Ausdruck von Freude, die ich irgendwie beglückend empfand.
Sie wird ja eh nicht lange halten, dachte ich bedauernd und habe sie nach dem Einkauf in die Vase gestellt. Vase ist gut. Es war ein großes Limonade-Glas, mit dem sie vorlieb nehmen musste, Bei mir gibt es wirklich keine Blumenvase.
Da fristete sie nun ihr Dasein und ich schaute jeden Tag nach, ob sie den welken würde.
Sie stand wie eine eins, so sagt man doch. Gewundert habe ich mich wie schön diese Rosenblüte anzusehen war. Sie stand nach einer Woche immer noch, wie frisch gepflückt in eben jenem Glas. Mein Küchendunst schien ihr nichts auszumachen.
Es ist heute wirklich erst drei Tage her als ich die ersten Spuren des Welkens an ihr entdeckt habe. Sie schien müde zu sein und ich wurde nachdenklich wie man unschwer lesen kann.
Ich habe gemerkt, dass ich sie doch öfter beachtet habe, als ich gedacht. Betroffen habe ich auf diesen Prozess des Verwelkens reagiert. Wie konnte sie nur, sie gehörte doch irgendwie zu mir. War ein schöner Bestandteil meiner Zwergen-Küche. Heute habe ich sie , nein nicht, noch nicht in den Biomüll geworfen. Sie liegt auf grünem Moos gebettet zwischen drei kleinen Grünpflanzen in einem meiner Blumenkörbchen. Dort soll sie ausruhen.
Vieles könnte ich jetzt darüber schreiben, aber würde Euch wahrscheinlich langweilen und von mir zu viel preisgeben.
Bewusst ist mir jedoch geworden und dies muss ich unbedingt noch erwähnen, dass ich wohl viel öfter nach Ihr geschaut habe wie ich dachte.
Gefragt habe ich mich auch wie solch eine fast innige Verbindung entstehen konnte.
Bevor ich zu melancholisch werde wünsche ich Euch ganz schnell einen wundervollen Tag.

Sie wird mir noch lange in Erinnerung bleiben diese geschenkte Rose welche mich fast 14 Tage begleitet hat und wer weiß, vielleicht werde ich mir morgen selbst eine neue kaufen. Schaun wir mal...

©Celine Rosenkind

 

 

 

 

 



Die kleine Nonne
Eine wahre Begebenheit

Es war an einem jener grauen Novembertage, die ich eigentlich so liebte.
Der Regen trommelte leise an die Scheiben, während der Wind ungeduldig
und erbarmungslos den Bäumen das letzte verwelkte Laub entriss.
Zu dieser Zeit lag ich im Krankenhaus und teilte mir das kleine Zimmer
mit zwei liebenswerten alten Damen. Es war ein katholisches Krankenhaus, in welchem die größte Anzahl der Schwestern noch aus Nonnen bestand. Stets waren sie gut gelaunt und zum Scherzen aufgelegt.
Die Arbeit auf dieser Station erforderte viel Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen, was ihnen aber nichts auszumachen schien.
Eine der Nonnen fiel mir besonders auf, ja ich habe mir sogar ihren Namen gemerkt. Sie hieß Ludovika und war schon hochbetagt. Ihr Rücken war durch das hohe Alter und die schwere Arbeit leicht gekrümmt und sie war von zierlicher, kleiner Statur.
Wenn sie über den Gang huschte an unserem Zimmer vorbei, war es immer ein leichter Windhauch, der uns wissen ließ, dass sie da gewesen.
Sie hatte wunderschöne Augen, aus denen so viel Liebe und Güte strahlten, wie ich es noch nie bei einem Menschen gesehen. Niemals redete sie mit den Patienten, ohne dass ihre kleinen Hände tröstend deren Körper streichelten. Sie war für mich ein Wunder und ist es immer noch.
Das Allerschönste, was sie besaß, war eine glockenhelle Stimme, die sie - wann immer ihr danach war - erklingen ließ. Keiner konnte das Ave Maria so schön singen wie sie. Lustige Volkslieder wurden durch ihre Stimme zum Choral.
Ich habe, so oft es ging, mit ihr geredet. Wir sprachen über Gott, über Jesus, dem sie ihr Leben bereits als junge Frau geweiht hatte und über ihr Leben als Nonne. Sie hat mich tief beeindruckt und mir Weisheit mit auf meinen Weg gegeben. Wir waren zwar lt. unserer Taufe in unterschiedlichen Kirchen aber im Glauben eins.
Stolz trug sie ihre immer gut sitzende schwarze Tracht, aber sie war sehr weltlich und offen. Ihr Wissen um das Thema Politik, Arbeitslosigkeit usw. bewies, dass auch solche Menschen durchaus nicht weltfremd sind. Was sie für mich zu einem besonderen Menschen machte, war aber ihre Einstellung zu Partnerschaft  und Liebe, Kindern und Eltern. Sie redete nicht nur, sie strahlte jene Liebe aus, die ich so gerne mit vollen Händen verteilen möchte.
Neulich musste ich noch einmal in die Klinik, um meine Befunde abzuholen. Was glaubt Ihr wohl, wer da ganz stolz am Empfang saß und mit leuchtenden Augen den Menschen Auskunft erteilte? Meine "kleine Nonne". Sie zwinkerte mir zu und sagte: "Nun hat der Herrgott mir einen neuen Wirkungskreis gegeben, denn hier habe ich alles im Auge - ich sitze am Empfang!"

Vielleicht wird sie mir eines Tages, wenn meine Erdenzeit vorbei ist, auch mit ihren leuchtenden Augen Einlass gewähren, weil sie ganz bestimmt auch dort am Empfang genau richtig ist.
Diese kleine Begebenheit ist für manche, denke ich, nicht so wichtig - bei mir aber hat sie tiefe Spuren hinterlassen, und ich muss schmunzeln, weil ich sie wieder vor mir sehe meine „kleine Nonne“!

©Celine Rosenkind  
 

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